Vorstand

Ich bin seit 40 Jahren fotografisch tätig, zum großen Teil autodidaktisch. Es kam jedoch nicht dazu, die Fotografie zum Beruf zu machen. Bevorzugte fotografische Themen sind Landschaft und Architektur, gerne in Verbindung mit Reisen.

Nach dem Verkauf der analogen Kleinbild- und Mittelformatausrüstung kam der Umstieg auf digitale Fotografie. Nach meinem Empfinden fehlt den modernen Verfahren jedoch trotz ihrer unbestreitbaren Vorteile die „Seele“ der Fotografie. Dies betrifft besonders die handwerkliche Seite. Die analoge Fotografie führt nicht zwangsläufig zu besseren Bildern, aber zu einer höheren Zufriedenheit mit dem Prozess. Es ist ein Unterschied, ob ein Bild von A bis Z mit den eigenen Händen entstanden ist oder eine digitale Datei von einem kommerziellen Anbieter ausbelichtet wurde.

2016 kam bei mir der Einstieg in die analoge Großformatfotografie, die eine neue Welt eröffnete. Als „alte Laborratte“ arbeite ich die Bilder gerne in der Dunkelkammer aus. Konzeptionell würde ich mich als Anhänger der schnörkellosen „straight photography“ bezeichnen. Als Vorbilder dienen dabei die amerikanischen Landschaftsfotografen des 20. Jahrhunderts (Ansel Adams, Edward Weston und andere).


Künstler-Blog

Mönchgut – der südöstliche Teil Rügens

Zwillingsbaum am Reddevitzer Höft
Birken am Höft
Flieder (Schwefeltonung)
Efeu (Schwefeltonung)
Buchen am Höft
Wurzelgeflecht
Baumrinde (invertiert)
Steilufer am Höft
Gefallener Baum an der Landspitze
Fischerboote bei Middelhagen
Buche am Höft
Felsen am Having
Schilf am Having (Schwefeltonung)
Abendstimmung am Having

Mönchgut ist jedem Rügen-Kenner ein Begriff. Land und Ostsee sind hier sehr stark durchdrungen und prägen diese wunderbare Landschaft rund um den Greifswalder Bodden.

Da ich fast jährlich nach Rügen fahre, kann ich Euch den Tipp geben, einmal zum Reddevitzer Höft zu fahren. Dies ist eine Landspitze, die rund 5 km weit in den Bodden hineinreicht. Die Anfahrt ist etwas mühsam, aber man wird mit wunderbaren Ausblicken belohnt. Nun möchte ich Euch nicht mit den üblichen Postkarten-Sonnenuntergängen langweilen, die dort natürlich ebenfalls zu sehen sind.

Mein Interesse gilt der rund 10-30 m hohen Steilküste sowie dem natürlichen Bewuchs dort. Verschiedene Pflanzenfamilien wachsen direkt am Wasser, bei den Bäumen insbesondere Buchen, Eichen, Birken und Ahorn. Bei den Gehölzen dominieren Efeu und Flieder.

Abseits des Touristenrummels gelingt es, in Ruhe im Großformat auf Motivsuche zu gehen. Zum Einsatz kam einerseits wieder die große 8×10″-Kamera von Svedovsky. Diese Holzkamera aus Polen hat sich jetzt seit 5 Jahren gut bewährt. Sie punktet durch ihre Robustheit und ist für einen Apparat dieser Größe recht leicht (ca. 3,5 kg ohne Objektiv).

Im Format 4×5″ hingegen verwende ich gerne eine leichte Holzkamera (rd. 1 kg) der englischen Firma Intrepid. Zusammen mit drei kleinen Objektiven und einem Stativ hat man eine sehr mobile Ausrüstung dabei, die kilometerweit getragen werden kann.

Bei den Schwarzweißfilmen hatte ich einen ziemlichen Mix aus orthochromatischen Filmen (Ilford Ortho) und normalen panchromatischen Filmen wie Ilford FP4 oder ADOX CHS II dabei. Dazu kam der Kodak TMAX 400 als Flachkristallfilm. Letzterer Film zeichnet sich nach meinem Eindruck durch eine hervorragende Brillanz aus und wäre mein bevorzugter Film, wenn er nicht so teuer wäre (derzeit kosten 50 Blatt rund 325,00 EUR im Format 4×5″).

Wie Ihr seht, sind einige der Bilder getont. Im analogen Verfahren verwende ich dazu am liebsten den Schwefeltoner AGFA Viradon, der leider nicht mehr hergestellt wird. Dies ist ein direkter Einbadtoner, der zwar stark nach faulen Eiern (Schwefelwasserstoff!) riecht, aber wunderschöne Brauntöne erzeugt. Außerdem halten die getonten Bilder länger als ohnehin schon. (IW)

Der Gespensterwald Nienhagen

Gespensterwald im März 2022
Gespensterwald als Cyanotypie
Gespensterwald im Mai 2022

Der Gespensterwald in Nienhagen ist ein Kleinod der Natur an der Ostsee. Es handelt sich um ein kleines Waldgebiet direkt an einer niedrigen Steilküste. Die Bewaldung besteht vornehmlich aus jüngeren Buchen. Der Name rührt offensichtlich daher, dass die Bäume bei entsprechendem Licht eine etwas unheimliche Stimmung erzeugen. Die Einheimischen nutzen den Wald als Naherholungs- und Hundeauslaufgebiet. Der Ostseeradweg zieht sich längs durch den Wald. Dadurch gibt es in der wärmeren Jahreszeit viel Radverkehr.

Im Jahr 2022 war ich jeweils im März, Mai und Oktober im Wald. Reizvoll ist, dass die Bäume durch ihre Randlage an der Ostsee gut freigestellt fotografiert werden können. Insbesondere am frühen Morgen oder Abend treten die Stämme durch das Seitenlicht plastisch hervor.

Fotografiert wurde im Großformat auf SW-Planfilmen der Größen 4×5″ und 8×10″. Das größere Format eignet sich vorzüglich für die Anfertigung von Cyanotypien (Blaudrucken) direkt vom Negativ.

Teilweise habe ich mit orthochromatischen Filmmaterial (Ilford Ortho) gearbeitet. Dieser Film, der heute eher für Reproduktionen genutzt wird, ist für rotes Licht unempfindlich und kann daher unter Rotlicht im Labor verarbeitet werden. Das Besondere ist jedoch seine hohe Empfindlichkeit für grünes und blaues Licht. Da die Schatten im Bild über-wiegend blaues Licht reflektieren, kann er Schattenpartien viel besser als ein normaler panchromatischer Schwarzweißfilm wieder-geben. Blaue Bildpartien (Himmel und Wasser) gibt er nahezu weiß wieder. Gerade für Aufnahmen an der See führt dies dazu, dass der Übergang am Horizont nicht so bildzerschneidend wirkt. (IW)